Evangelisches Stift Tübingen

 

Einleitung

Dr. Alfred Hinderer

In der ersten Phase der Reformation im Herzogtum Württemberg nach 1535 wurden die Klöster, teilweise gegen erheblichen passiven Widerstand der Mönche, aufgehoben, sowie Besitz und Einkünfte vereinnahmt. Die immer noch in den Klöstern befindlichen Mönche wurden 1536 des Landes verwiesen. Nach dem für die Protestanten unglücklichen Ausgang des Schmalkaldischen Kriegs 1546/47 mussten die Klöster den Orden wieder eingeräumt werden. Mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurden die Klöster dann wieder an die Landesherren zurückgegeben.

Inzwischen war Herzog Christoph an an die Regierung gekommen. Er widmete sich mit aller Kraft dem Aufbau von Klosterschulen. Es mangelte an Pfarrern, die mit der neuen Lehre vertraut waren und sie unterstützen. Noch gab es keine allgemeine Schulpflicht. Bildung in Form von Lesen und Schreiben erfolgte lediglich in den Klöstern sowie im Adel und im gehobenen Bürgertum durch private Lehrer. Um die Reformation zu unterstützen, durchzusetzen und in der Bevölkerung zu verbreiten, war also rasches Handeln nötig.

Unter Herzog Christoph wurden 13 Klosterschulen gegründet durch die Umwandlung der Benediktinerklöster Hirsau, Alpirsbach, St. Georgen, Murrhardt, Lorch, Blaubeuren und Anhausen, ferner der vier Zisterzienserklöster Maulbronn, Herrenalb, Bebenhausen und Königsbronn, des Prämonstratenserklosters Adelberg und des Stifts des Ordens von Heiligen Grab in Denkendorf. Diese 13 Schulen dienten für etwa 200 Klosterschüler. Es gab 9 niedere Schulen mit 101 Schülern und 4 höhere mit 82 Schülern. Der Leiter einer Klosterschule war der „Prälat“.

Grundlage war die neue Klosterordnung von 1556, die auf dem Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555 basierte. Die Landesherren konnten jetzt die Konfession in ihrem Herrschaftsgebiet bestimmen  „cuius regio - eius religio“. Ein evangelischer Herrscher brauchte also katholische Gottesdienste in den Klöstern in seinem Gebiet nicht mehr dulden. Später wurde zwischen dem Herzog und der „Landschaft“ ein weiterer Vertrag geschlossen: das Land blieb evangelisch, auch wenn der Herrscher katholisch war. Das war unter dem zuvor in Wien zum Katholizismus konvertierten Herzog Karl Alexander und seinen danach regierenden drei Söhnen Carl Eugen, Ludwig Eugen und Friedrich Eugen für das Land von großer Bedeutung.