Wilhelm Ganzhorn (1818 – 1880)

Familie Ganzhorn
Bild: Stadtarchiv Sindelfingen

Aufsatz zum 200. Geburtstag des Oberamtsrichters und Dichters

Von Dr. Alfred Hinderer

Herkunft

Herkunft und Geschichte der Vorfahren

Das Leben Wilhelm Ganzhorns, seiner Vorfahren und Eltern, seiner Familie und den nachfolgenden Generationen ist im Buch seines Urenkels, Dr. Jürg Ganzhorn,

"Im schönsten Wiesengrunde - Wilhelm Ganzhorn“ ausführlich beschrieben (siehe Literaturhinweis am Ende des Artikels). Der Text dieses Aufsatzes basiert auf seinem Buch.

Der Stammvater Georg Ganzhorn kam im 30jähigen Krieg von Sommenhardt bei Zavelstein nach Sindelfingen und wurde hier Bauer. Wilhelms väterliche Großeltern, Peter und Maria Agnes Ganzhorn, betrieben die Stegmühle an der Würm in Döffingen. Der junge Wilhelm war dort oft zu Besuch, und das Würmtal könnte deshalb der Entstehungsort seines berühmten Liedes sein.

Auf dem Maichinger Friedhof erinnert ein Gedenkkreuz (seine Inschrift wurde später auf eine Steintafel an der Wand übertragen) an die Ermordung von Wilhelms Großtante Maria Ganzhorn. Sie wurde 1703, nur 18-jährig, von zwei betrunkenen Soldaten überfallen, geschändet und erstochen. Die Täter wurden in Stuttgart hingerichtet. Mehr darüber kann man im „Stadtgeschichtlichen Weg Maichingen“ nachlesen, auf dem ihr der Schwarzwaldverein Sindelfingen e.V. eine Station bei der Laurentiuskirche gewidmet hat.

Gedenkkreuz der Maria Ganzhorn

Die Eltern

Der Vater, Johann Georg (auch Jerg genannt), wurde 1775 in Döffingen geboren. Nach einer Bäckerlehre ging er von 1794 bis 1796 "auf die Walz". 1796 heiratete er Maria Magdalena Renner, die Tochter des Sindelfinger Kastenknechts Jakob Friedrich Renner. Er war später als Bäcker tätig und erwarb das Sindelfinger Bürgerrecht. Ab 1798 wird er als Stiftsverwaltungskastenknecht (Arbeiter im Getreidemagazin) erwähnt. 1797 machte er das Feldmesserexamen. 1800 erwarb er von seinem Schwiegervater die Schildwirtschaft mit Herberge "Zur Goldenen Glocke" in Sindelfingen. Die Familie bekam 3 Kinder, die aber früh verstarben.

1812 wurde er Schlossinspektor in Böblingen und 1813 Kameralkastenknecht. Er verkaufte die Schildwirtschaft "Zur Goldenen Glocke" wieder und auch allen Grundbesitz in Sindelfingen und zog ins Schloss in Böblingen. 1817 starb seine Frau Maria Magdalena.

Im selben Jahr ging er seine zweite Ehe mit Catharina Margaretha Maisch aus Böblingen ein. Ihr Vater, Johannes Maisch, war Bauer, Ratsverwandter und Gerichtsbeisitzer, später Stadtrat in Böblingen. Damit erwarb der Vater das Bürgerrecht in Böblingen. Aus dieser Ehe stammte Wilhelm Ganzhorn.

1818 wurde das Böblinger Schloss vom Land an die Stadt Böblingen verkauft. Im südlichen Schlossflügel wurden Schulen eingerichtet, der nördliche Schlossflügel wurde abgebrochen.

1821 wurde Johann Georg Ganzhorn zusätzlich auch Kastenpfleger (Leiter des Gemeinde-Kornlagerhauses) am Gemeindekasten in Sindelfingen und ab 1832 Zehntkassier. 1822 zog er nach Sindelfingen und kaufte 1826 das zweistöckige Ackerbürgergebäude mit Wohnhaus, Scheuer, Stallung, Magazin und großem Garten an der damaligen Stuttgarter Str. 1 (heute Vaihinger Str. 1).

1825 starb auch seine zweite Ehefrau, Wilhelms Mutter. 1826 ging der Vater eine dritte Ehe mit Anna Barbara Fischer, geb. Langer ein. 1841 starb Johann Georg Ganzhorn.

Nach seinem Tod übernahmen seine beiden Söhne aus der ersten Ehe, Friedrich und Gottlieb, das väterliche Anwesen an der Vaihinger Straße, und Gottlieb überließ 1842 danach seinen Anteil dem Bruder. Das Haus und das dahinter liegende Gartengrundstück wurde von Jakob Friedrich Essig erworben und stand als „Haus Essig“ bis zu seinem Abbruch im Jahr 1984. Der Gartenteil entlang der Stuttgarter Straße ging an den Schwanenwirt und Gemeinderat Friedrich Held.